Diessenhofen im Fasnachtsfieber
Diessenhofen erlebte aufregende Fasnachtstage. Sie begannen am 2. Januar mit dem Kinderumzug und am letzten Samstag fand der grosse Maskenball in der Rhyhalle statt. Der Fasnachts-Umzug am Sonntag mit etwa 1200 Teilnehmern bildete den Abschluss der närrischen Tage.
Während an anderen Orten noch Festtagsmüdigkeit
vorherrschte, startete Diessenhofen mit einer der grössten Fasnächten der
Ostschweiz ins neue Jahr. Am Berchtoldstag um fünf Uhr früh schreckte der
Morgestraich die Leute aus ihren Träumen. Am Nachmittag fand der Kinderumzug
statt. Die Guggenmusig Rhyalge, welche die Fasnacht seit 37 Jahren organisiert,
setzte anschliessend beim Siegelturm den Narrenbaum. „Kunst am Bau(M)“ stand
hoch oben auf einem Brett. „Wir meinen damit die Stangen auf dem neuen
Bankgebäude der Raiffeisen“, erklärte Roger Frei, Präsident der Rhyalge. Es
handelt sich um eine Installation des weltberühmten Künstlers Yves Netzhammer.
Sie sieht aus wie ein Bauvisier und sorgt in Diessenhofen für Gesprächsstoff.
Riesentrubel
am Maskenball
Am letzten Samstag fand in der prächtig
dekorierten Rhyhalle der Fasnachtsball statt. Praktisch alle Gäste kamen
maskiert, viele in Vollmasken. Es waren Kino-Figuren zu bestaunen wie die
Simpsons, Batman und Batwoman, gefährlich aussehende Mafiosi und Teddybären aus
dem Film „Ted“. Ein hübscher Engel kam zusammen mit einem aufgestellten
Hippie-Girl und adrette Polizistinnen drohten mit Handschellen und Pistole.
Die deutsche Partyband „The
Bombshells“ machte ihrem Namen alle Ehre und schlug mit ihrer rassigen
Rock-Musik ein wie eine Bombe, mindestens was die Lautstärke betraf. Die
attraktive Frontsängerin Dani gefiel nicht nur dank ihrer tollen Stimme sondern
auch als witzige „Quasselstrippe“. Mit frechen Sprüchen hielt sie die Leute bei
Laune. Viermal gaben „The Bombshells“ die Bühne frei für Guggenauftritte. Dann
wurde es noch lauter. An der riesigen Bar an der Hallenrückwand und in der
Bierschwemme im Geräteraum bedienten hübsche, gutgelaunte Bardamen und
aufgestellte Burschen. Im Zelt vor der Halle durfte geraucht werden. Dort gab
es Getränke in kleinen Portionen, sogenannte „Shots“. Die Power Security aus
Siblingen war die ganze Nacht mit sieben Sicherheitsleuten im Einsatz. „Wir sorgen
dafür, dass kleine Rempeleien nicht in Schlägerein ausarten“ erklärte der
Teamchef Beat Köhl.
Illustre
Gäste im Rathaussaal
Delegierte von rund zwanzig
Institutionen aus Lokalpolitik, Wirtschaft und öffentlichem Dienst und
Medienvertreter folgten am Sonntagmorgen der Einladung der Rhyalge in den
Rathaussaal. Dieser Anlass mit dem Namen „Zunftmeisterempfang“ sei eine alte
Tradition, erklärte Roger Frei. Jede Delegation erhielt einen Fasnachts-Orden.
Er zeigte den Siegelturm und den Text „Siegelturmspeuzer“. Das ist der Titel
der Diessenhofer Fasnachtszeitung. Erstmals seit vielen Jahren ist sie in
diesem Jahr nicht erschienen. Bei Wein und Schinkengipfeli hörte die illustre
Gesellschaft kurzen und meist witzigen Reden zu. Es sprachen zum Beispiel
Walter Sommer, Stadtammann von Diessenhofen und Heinz Brennenstuhl,
Bürgermeister von Gailingen (D). Sie hatten ihre Ansprache in Verse gefasst und
nahmen unter anderem die Kunst-Installation in Gestalt von hohen Bauvisieren
auf der Raiffeisenbank aufs Korn. Sommer bezeichnete die Stangen als „Gehilfen
für den Bau, den alten“ und Brennenstuhl meinte „nehmt es heiter, die Bank hat
nun viele Blitzableiter“.
Endlos
scheinender Umzug
Am Sonntagnachmittag bestaunten
trotz Temperaturen von nur wenig über dem Gefrierpunkt mehrere Tausend Leute
den Fasnachtsumzug. Vierzig Gruppen mit etwa 1200 Teilnehmern zogen vom
Restaurant Adler in Richtung Siegelturm. Der Einscheller-Verein aus dem Kanton
Schwyz führte den Zug an. Mit riesigen Treicheln erzeugten sie ohrenbetäubenden
Lärm. Viele Hexen und teufelähnliche Gestalten trieben ihr Unwesen. Den
Ausdruck „Narrenfreiheit“ nahmen sie wörtlich und stürzten sich auf erschreckte
Zaungäste. Sie schleppten sie einige Meter mit, demolierten ihre Frisur oder
zwangen sie zu wilden Tänzen. Besonders gefährdet waren Blondinen mit langen
Haaren. Die meisten Wagen waren mit Konfettikanonen ausgerüstet, welche die
Gäste grosszügig mit den lästigen Papierschnippseln eindeckten. Am Schluss des
langen Zuges fuhr der Sujetwagen der Bächtele Bröögge aus Rafz. Er zeigte einen
Bahnwagen mit Texten wie „Stellwerkstörung“ oder „nicht schon wieder“ und nahm damit
Probleme mit der S-Bahn aufs Korn.
Mit dem Schlussrummel in der
Rhyhalle endete die Narrenzeit 2014 in Diessenhofen. Wer sein Fasnachtsfieber
noch nicht auskuriert hat, kann das nächsten Sonntag in Stein am Rhein und
Mitte Februar in Gailingen (D) nachholen.
Dieter Ritter© Text und Fotos von Dieter Ritter:
Maskenball
Batwoman, alias Nicole und Corinne aus Diessenhofen
Diese drei Mafiosi aus Diessenhofen sehen gefährlicher aus als sie sind
Die Polizistinnen Delia und Valerie mussten Handschellen und Pistole an diesem
Abend
nicht einsetzen
Die Barkdamen Nadine Gahlinger (links) und Tamara Liechti und der Barkeeper
Stefan
Tobler posieren an der Shot-Bar mit zwei Gästen
Vier Mitglieder der Simpsons-Familie mit selbst hergestellten Kostümen
Zunftmeister-Empfang
Heinz Brennenstuhl, Bürgermeister von Gailingen (D), trug seine Ansprache
in Versform vor
von links: Heinz Brennenstuhl, Bürgermeister von Gailingen (D), Armin Jungi,
Stadtschreiber und Walter Sommer, Stadtammann von Diessenhofen
Auch Walter Sommer, Stadtammann von Diessenhofen, trug seine Ansprache in
Versform vor
Fasnachtsumzug
Das Kinderfasnachtskomitee Kifako aus Diessenhofen war die jüngste Gruppe im Umzug
Die Reiat Geister, eine Guggenmusig aus Ramsen
Die Guggenmusig Spectaculus ist aus Flaach angereist
Die Guggenmusig Tuarbaguger aus Eschen (FL) kam zum ersten Mal nach Diessenhofen
Schöner Umzug,leider konnte ich nicht dabei sein,das wäre zuviel Lärm für unseren Hund.
AntwortenLöschenIch konnte leider auch nicht dabei sein, liebe Anita! Wenn auch aus anderen Gründen! Aber ich habe mich durch die tollen Bilder von Dieter Ritter sofort "wieder heimisch gefühlt"! Ein Super-Beitrag, Dieter, danke dafür!
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